Wenn man ein Gedicht liest, fragt man sich oft: Wer spricht da eigentlich? Die Antwort lautet meist: das lyrische Ich.
Was ist das lyrische Ich?
Das lyrische Ich ist die Sprecherfigur in einem Gedicht. Es ist nicht der Dichter oder die Dichterin selbst, sondern eine erfundene Stimme, durch die das Gedicht erzählt oder Gefühle ausgedrückt werden. Oft erkennt man es daran, dass im Gedicht die Ich-Form verwendet wird, zum Beispiel:
„Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
vom Meere blinkt …“
(Friedrich Rückert)
Hier spricht das lyrische Ich über seine Gefühle – aber das heißt nicht, dass Rückert persönlich genau das erlebt hat.
Merkmale des lyrischen Ichs:
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Sprecher im Gedicht (nicht zu verwechseln mit dem Autor!)
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Gefühle, Gedanken, Wahrnehmungen werden aus seiner Sicht geschildert
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Oft verwendet es Pronomen wie „ich“, „mich“, „mein“
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Kann persönlich, emotional, nachdenklich oder sogar neutral sein
Warum ist das wichtig?
Das lyrische Ich hilft uns, ein Gedicht besser zu verstehen und zu deuten. Wenn man erkennt, wer spricht, was gefühlt wird und wie die Welt wahrgenommen wird, kann man die Stimmung, Botschaft oder Aussage des Gedichts besser erfassen.
Beispiel:
„Ich ging im Walde so für mich hin …“
(Eichendorff)
→ Das lyrische Ich beschreibt hier einen stillen Spaziergang – es fühlt sich vielleicht einsam oder friedlich.
Fazit:
Das lyrische Ich ist die Sprecherfigur in einem Gedicht. Es drückt Gedanken und Gefühle aus, steht aber nicht für den Dichter selbst. Wenn man das versteht, fällt das Analysieren von Gedichten viel leichter.
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